Schnell rückten Helfer der Feuerwehren aus Kelheim und Kelheimwinzer aus, von BRK und Polizei. Für den Neunjährigen war’s ganz einfach, sagt er. Die Notruf-Nummer hatte er im vergangenen Schuljahr gelernt. „Da hatten wir einen Tag mit Feuerwehr, THW und BRK“, sagt Mouhamed ganz unaufgeregt. „Da haben sie uns die Nummer gesagt, die man anrufen muss.“ Und das hat der junge Mann nun einfach gemacht.
Am Tag danach war er Schulgespräch in Kelheimwinzer
Hinterher rief er seine Mama auf der Arbeit an. Die wählte nochmals die 112. Doch bei der Leitstelle hörte sie, dass die Sache bereits gemeldet worden sei, von ihrem Sohn, sagt sie und schmunzelt.Am Tag danach war der Mouhamed Schulgespräch. Da waren ohnehin gerade alle Kinder der Dorf-Grundschule beisammen, um für den Christkindlmarkt zu proben. Die anderen Kinder waren beeindruckt. Ein Klassenkamerad sagte zu Mouhamed:, „Du bist ein richtiger Held.“ Ein Junge aus der 2. Klasse malte ihm ein Bild, mit ihm als Feuerwehrmann, berichtet der Drittklässler.
Pfanne auf dem Herd vergessen
Was war passiert? Der Nachbar der Familie hatte eine Pfanne auf den Herd gestellt, um sich etwas zu kochen. Dann legte er sich wohl hin. Als die Feuerwehr eintraf, brannte es noch nicht. Aber Pfanne und Inhalt waren bereits stark angekokelt. Der Rauchmelder pfiff.Mit Atemschutz holten die Feuerwehrleute den Mann aus seiner verrauchten Wohnung. Ein Notarzt versorgte ihn. Die Retter entlüfteten die Wohnung. Mouhamed, sein kleiner Bruder, ihre Mutter und die anderen während des Einsatzes evakuierten Mitbewohner warteten derweil vor dem Haus.
Urkunde: „Held des Tages“
Für Kelheimwinzers Schulleiterin Pamela Bauer und Klasslehrerin Sabine Leitner-Racciatti hat Mouhamed etwas „Großartiges“ vollbracht. Darum haben sie ihm nun eine „Helden-Urkunde“ überreicht. Die ziert ein kleiner „Superman“. Weiter ist darauf zu lesen: „Du hast einem Menschen in Not geholfen. Wir sind sehr stolz auf dich!“ Unterschrieben hat die Schulleiterin stellvertretend für die „gesamte Schulfamilie“ der Grundschule Kelheimwinzer. Die Pädagoginnen sind insbesondere so stolz auf den Neunjährigen, weil er seit der 1. Klasse eine tolle Entwicklung hingelegt habe, sagen sie. Genauso sieht es Margaret Brunner vom Bündnis für Menschenwürde. Sie und ihre Kolleginnen kennen Mouhamed seit Kleinkindertagen. Seine Mama lebt seit fast zehn Jahren in Kelheim. „Hier ist die Integration absolut gelungen“, sagt Brunner. Die ehrenamtliche Integrationshelferin zückt das Handy und spielt eine Sprachnachricht vor. Mouhamed berichtete ihr, was passiert war und wie er reagiert hatte.
Lob von Bürgermeister Christian Schweiger
Auch Bürgermeister Christian Schweiger wollte den mutigen Jungen kennenlernen. Er bekomme zwar die Alarme mit, aber nicht das Alter des Melders, sagte er. Um Schlimmeres zu verhindern, sei es wichtig, früh Bescheid zu geben. „Toll, dass du ohne Hemmung die 112 angerufen hast“, lobte er den Grundschüler.Es sei wichtig, „lieber einmal zu oft, als zu spät“ den Notruf zu wählen. „Denn es zählt jede Sekunde. Jeder Atemzug Rauch ist gefährlich.“ Insofern sei Mouhameds Reaktion „nicht hoch genug zu würdigen“. Als kleines Dankeschön überreichte Schweiger dem Jungen einen Einkaufsgutschein.In der Schule denken sie nun darüber nach, den Aktionstag in regelmäßigem Turnus anzubieten, „Wenn man sieht, was sich daraus entwickelt und wie Kinder die Angst verlieren da anzurufen. „Wenigstens einmal in der Grundschulzeit sollte jedes Kind diesen erleben können“, so Schulleiterin Bauer.
Einladung zur „Jugendfeuerwehr“
Kelheimwinzers Kommandant Thomas Rauch lobte den Neunjährigen gleich vor Ort. Und wenn er wolle, könne er in drei Jahren bei der Jugendfeuerwehr einsteigen. Ab zwölf Jahren kann man mitmachen, so Rauch. Mouhamed kann sich das gut vorstellen, sagt er.
Erstmals Aktionstag „Rettung“ an Grundschule Kelheimwinzer
Premiere: Stavroula Gruner hatte ihre sechs Mitstreiter im Elternbeirat der Grundschule Kelheimwinzer, wie auch Schulleitung und Lehrer schnell gewonnen, als die Idee zum „Aktionstag Rettung“ im Juni 2023 hatte, berichtet sie.Hintergrund: Ihre Kinder sehen Papa Markus immer wieder für die Feuerwehr ausrücken. Früher waren Stavroula Gruner und ihr Mann auch beim BRK aktiv. Gruners Kinder fragten schon öfter, „was kann ich tun, wenn...“Aktionstag: Das inspirierte sie zum Aktionstag. Am Hof der Kelheimer Stadtfeuerwehr trafen die Kinder Vertreter von Feuerwehr, BRK und THW, schauten sich deren Fahrzeuge an und bekamen alles „super kindgerecht erklärt“.